Freitag, 11. Oktober 2013

American High School Life

Hallo meine treuen Leser! Heute gibt es fuer euch ENDLICH den sehr langen und ausführlichen Eintrag über die High School, den ich schon vor Ewigkeiten versprochen hatte und auf den einige von euch schon sehr lange warten, nicht wahr, Michelle? ;) 

Ich möchte da sehr genau drauf eingehen, weil ich finde, dass das Thema auf anderen Blogs oft zu kurz gekommen ist (wahrscheinlich nur, weil die anderen exchange students genau so wenig Zeit haben wie ich) und ich denke, dass das die meisten von euch doch sehr interessiert. Zum Anfang will ich aber klarstellen, dass auch hier jede Schule anders ist und ich natürlich ausschliesslich von meiner Schule berichte und bestimmte Dinge an anderen High Schools ganz anders sein können. Let's go!

Meine Schule ist die Madison West High School und hat über 2.000 Schüler. West ist sehr international, wir haben viele schwarze Schüler und Leute mit asiatischem Hintergrund. Ich weiss, dass es ein Limit von 10 Austauschschuelern pro Schuljahr gibt, habe aber keine Ahnung, inwiefern das momentan ausgeschöpft ist. Von AFS sind wir drei Leute - Nora aus Norwegen, Pascal aus Deutschland und ich. Ausserdem kenne ich noch zwei Mädchen aus Ecuador, ein Mädchen aus Mexiko, und ein Mädchen und einen Jungen aus Deutschland.

Die Schule beginnt um 8:12 a.m. und jede Stunde geht 52 Minuten, das macht dann einen Schulschluss um 3:36 p.m. Zwischen jeder Stunde gibt es eine 5-minuetige Pause und nach der 4. Stunde die Lunchbreak, die auch 52 Minuten lang ist. Allerdings haben wir jeden Montag "Early Release Monday", das bedeutet, dass die Stunden kürzer sind und man insgesamt ca. eine Stunde eher fertig ist. Ich bin dadurch aber auch nicht früher zuhause, da mein Cross Country Practice trotzdem erst um die normale Zeit anfängt und wir daher warten muessen und meistens Hausaufgaben erledigen. 

Ich gehe morgens als erstes zu meinem Locker, der sich im ersten Stock befindet, um meine Cross Country Bag dort abzulegen. Die meisten Leute und auch ich haben einen Lockerpartner, mit dem sie sich einen Locker teilen, meine Lockerpartnerin benutzt ihn aber nicht, sodass ich ihn fuer mich alleine habe. Jeder Locker hat ein kompliziertes Zahlenschloss, und ich bin so froh, dass sowohl AFS bei der Arrival Orientation als auch mein Gastvater mir das vorher erklärt haben, sonst hätte ich das wahrscheinlich nie hingekriegt :D. Mittlerweile habe ich aber den Dreh raus, im wahrsten Sinne des Wortes :D. 

Danach geht's in meinen ersten Raum und durch die Lautsprecher kommt die Durchsage: "Good Morning West. We live in a nation of freedom. Participation in the anthem is voluntary. Those who wish to participate may stand, others may remain seated. Students are reminded that when you are in the hall you have to stand still during the playing of the anthem." Darauf folgt die Nationalhymne, allerdings schert sich da niemand drum, in meiner Klasse bleiben alle sitzen und gucken gelangweilt in der Gegend rum. Und die Leute in den Hallways bleiben auch nicht stehen. Das ist das morgendliche Patriotismus-Ritual an meiner Schule, wir sprechen leider nicht die Pledge of Allegiance, hab ich ganz umsonst gelernt bei der USA-VB :p. Es stimmt übrigens, dass in wirklich jedem Raum die Flagge hängt und vor der Schule weht nicht nur die USA-, sondern auch die Wisconsin-Flagge. 

Die meisten wissen wahrscheinlich schon, dass man sich in Amerika (zumindest als Junior/Senior) seine Fächer aussuchen kann und somit jeder einen individuellen Stundenplan hat. So etwas wie einen Klassenverband mit Klassenlehrer gibt es nicht. Die Lehrer haben Räume und die Schüler wechseln fuer jede Stunde den Raum.

Allerdings hat jeder einen "Homeroom", das ist ein Raum, in den wir in den ersten Schultagen vor dem Unterricht gehen mussten, damit die Lehrerin da ein paar Zettel und Handbücher aushändigen und Announcements (Ankündigungen) machen konnte. 

Mein Tagesablauf:

1. French 1:

ziemlich einfach, macht aber Spass. Meine Lehrerin kommt aus Wales, hat mehrere Jahre in Frankreich gelebt und spricht britisches Englisch mit französischem Akzent. Oh la la!

2. Chorale:

macht Spass und man kann ein bisschen entspannen. Wir singen     hauptsächlich klassische Chorlieder. Mein Lehrer ist unglaublich talentiert im Singen, Klavierspielen und einfach allem was mit Musik zu tun hat. 

3. Algebra 2: 

Mathe wird nie mein Lieblingsfach sein, ist hier aber eigentlich ganz okay. Es ist deutlich einfacher als in Deutschland. Unser erstes Thema war Statistik, jetzt machen wir gerade Algebra, also Gleichungen aufstellen und lösen, Graphen zeichnen und so. 

4. Modern U.S. History: 

ich mag meinen amerikanischen Geschichtsunterricht lieber als den deutschen, es ist ganz interessant und meine Lehrerin ist super. 

5. Lunch: 

ich setze mich mit einer Gruppe von Freunden in die Hallways und wir essen, reden und machen Hausaufgaben. 

6. Mass Media: 

mega interessantes und cooles Fach! Zuerst haben wir allgemein über Medien und besonders über die Vorteile, Probleme und Effekte von New Media/Social Media gesprochen bzw. Essays darüber geschrieben, jetzt machen wir Video Production. Wir lernen zu filmen und haben in Gruppen einen eigenen Werbespot gedreht.

7. Spanish 2: 

macht auch Spass, ich mag die Sprache sehr gerne. Mein Lehrer ist Halb-Kolumbianer und spricht daher ziemliches Native Spanish, was ich sehr gut finde.

8. Study Hall: 

ich sitze mit lauter anderen Leuten in einem Raum im Keller und mache Hausaufgaben oder lerne. 


Wenn der Unterricht vorbei ist, hole ich meine Cross Country Bag aus meinem Locker, gehe zu einem der Gyms (Turnhallen), wo wir uns im Lockerroom umziehen und dann Practice haben. Das geht bis ungefähr 5:30 und danach laufe ich nach Hause. Ich wohne übrigens weniger als eine halbe Meile von der Schule entfernt und kann in 6 Minuten hinlaufen, was sehr praktisch und angenehm ist. 

Die amerikanischen High Schools sind ja in Deutschland bekannt dafür, eine riesige Auswahl an Fächern und Clubs zu haben und viele Möglichkeiten zu bieten, neue Dinge auszuprobieren. Das ist wirklich wahr, auch an meiner Schule ist vom "Amnesty International Club" über die "Gay Straight Alliance" bis hin zum "Pokemon Club" alles dabei. Dadurch, dass bei uns die Lunchbreak so lang ist, treffen sich die meisten Clubs nicht nach der Schule, sondern in der Mittagspause. Ich bin jetzt im "Women's A Cappella Choir" (wie in "Pitch Perfect") und es macht echt Spass. Wir treffen uns jeden Donnerstag zum Proben. 

Es wird ja immer erzählt, dass die amerikanischen Lehrer wie Freunde sein sollen. Dem kann ich allgemein schon zustimmen. Ich würde zwar nicht sagen, dass sich meine Lehrer wie Freunde verhalten, aber sie sind generell wirklich netter und hilfsbereiter als die deutschen Lehrer und interessieren sich auch mehr fuer einen als Person, anstatt nur die schulischen Leistungen zu sehen. Und mit manchen Lehrern kann man auch durchaus über sein Privatleben und seine Probleme sprechen bzw. sie nach ihrem Privatleben fragen. 

Fazit: die amerikanische High School ist ein bisschen verrückt, macht mehr Spass als deutsche Schule und man lernt trotzdem noch was dabei. Meiner Meinung nach könnten sich die Schulen in Deutschland durchaus das ein oder andere von den amerikanischen Schulen abgucken, diese aber auch von den deutschen. Ich finde, das perfekte Schulsystem wäre eine Mischung aus beiden. 

Zum Schluss hoffe ich, dass meine Schwester, meine Freunde, meine Klassenkameraden und alle anderen Schüler schöne Herbstferien hatten. Ich beneide euch ;)


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